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Geschlechterunterscheidende Tendenzen in fachdidaktischen und pädagogischen Materialien

Leitung

Prof. (i. R.) Dr. Barbara Rendtorff , , , ,
Zentrum für Genderstudien/Gender Studies


Universität Paderborn
Fakultät für Kulturwissenschaften

MitarbeiterIn(nen)

Kurzbeschreibung

Zu den Forschungsarbeiten, die im Rahmen eines Dachprojektes des Zentrums für Geschlechterstudien / Gender Studies mit dem Titel „Wirksamkeit von Geschlecht in institutionellen Bildungskontexten“ aufgenommen wurden, gehört das Projekt „Geschlechterunterscheidende Tendenzen in fachdidaktischen und pädagogischen Materialien“, gefördert vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Projektmitarbeiterin des Zentrums für Geschlechterstudien/Gender Studies Lydia Jenderek untersucht seit Oktober diesen Jahres, ob es in den neueren Schulmaterialien eine Hinwendung zu Lehrbüchern und anderen Lernmaterialien gibt, die sich speziell an Mädchen oder Jungen richten. Die Begründungszusammenhänge könnten sich aus der verkürzten Debatte um die Jungenbenachteiligung im deutschen Bildungssystem nach den letzten Ergebnissen der Bildungsstudien ergeben (vgl. Bundesjugendkuratorium 2009), in der mithilfe einer Mischung aus „berechtigte[n] Sachargumente[n] und misogyne[n] Affekte[n]“ ein Bedrohungszenario in Form einer „Umkehr geschlechtlicher Machtverhältnisse“ aufgebaut wird (Forster/Rendtorff 2011). Auf dem populärpädagogischen Markt gibt es bereits Arbeitsmaterial, das auf die vermeintlich neuen Erkenntnisse reagiert, dass Jungen und Mädchen „unterschiedliche[..] Interessen und Lernbedürfnisse“ haben (Pons 2009). Nach den erfolgreichen Interventionen feministischer SchulbuchforscherInnen, die seit den siebziger Jahren bis in die neunziger Jahre hinein auf die sexistische Darstellung und Sprache in den Schulbüchern verwiesen haben (vgl. dazu u.a. Brehmer 1982), scheint es nun zeitgemäß zu sein von bestimmten „Neigungen der Kinder“ auszugehen, was bei Jungenlernbücher z.B. zu der Aufnahme von Treppendiktaten zur Förderung der „natürlichen Bewegungsfreude“ und in Büchern für Mädchen zur Bereitstellung von „kreative[n] Anregungen zum Basteln“ führt (Pons 2009). In Folge des Bekanntwerdens erster Ergebnisse der großen Bildungsstudien, sind besonders die Fachbereiche Sprache und Naturwissenschaft (hier speziell das Fach Physik) in den Fokus der Debatte geraten. Aus diesem Grund wird sich auch in dem Projekt zu geschlechterunterscheidenden Tendenzen in pädagogischen Materialien auf didaktische Materialien der Fächer Deutsch und Physik konzentriert. Das Forschungsfeld bilden die Paderborner Schulen des Sekundarstufenbereichs. Mit Hilfe einer Befragung der didaktischen FachleiterInnen an den Schulen soll generiert werden, welches Material gerade in Gebrauch ist und ob die Lehrerinnen und Lehrer als ExpertInnen für die Schulpraxis bereits geschlechterunterscheidende Tendenzen in schulbezogenen Materialien festgestellt haben, bzw. wie sie selbst, falls dies der Fall ist, das Phänomen beurteilen. Parallel dazu werden die neusten Exemplare der vom Schulministerium NRW zugelassenen didaktischen Materialien für die beiden Unterrichtsfächer auf ihre geschlechterseparierenden Ansätze, Angebote und/oder Maßnahmen hin (in Anlehnung an die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring) untersucht. Die Schulmaterialien, welche während der Befragung besonders häufig genannt werden, fallen besonders ins Gewicht. Außerdem werden die Antworten der Lehrpersonen in Bezug auf ihre Einstellungen zu diesem angenommenen Trend herausgearbeitet und daraufhin untersucht, wie argumentiert wird und worauf der Gebrauch bestimmter didaktischer Materialien, sowie bestimmte mögliche Unterrichtsaktivitäten abzielen, bzw. welche scheinbaren Differenzen angenommen werden.

Ziel des Forschungsprojektes ist es, mit Hilfe der Beschaffung erster Daten im regionalen Raum einen Einblick in die Verbreitung von geschlechterunterscheidenden Tendenzen in fachdidaktischen und pädagogischen Materialien zu erhalten, um darauf aufbauend in weiteren Untersuchungen „jenen vielschichtigen Stereotypisierungen im Prozess des Aufwachsens einerseits und in den wissenschaftlichen, kulturellen oder populistischen Deutungen andererseits auf den Grund zu gehen“ (Andresen/Rendtorff 2006).

Kategorie(n):
Bildung und Wissenschaft, Geschlechtertheorien

Laufzeit:
2011 - 09.12.2011

Finanzierung:
Gefördert vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung, NRW